Seidenberg.ch

Moderate use as a treatment goal – Integration instead of segregation
Moderater Gebrauch als Behandlungsziel – Integration statt Ausgrenzung
Stimulantien – Substitutionsbehandlungen und kontrollierter Gebrauch
André & Marianne Seidenberg – Jenny Einleitung
Der kontrollierte Gebrauch von Stimulantien im Rahmen von Substitutionsbehandlungen wirft
verschiedene praktische Fragen auf.
Klinisch pharmakologische Probleme umfassen Themen wie Wirkung, Nebenwirkungen, Dosierung, Kinetik. Hinzu kommen Einflüsse von somatischen und psychischen Komorbiditäten, Behandlungssettings, psychosoziale, rechtliche und sogar politische Interaktionen. Zuerst sprechen wir von den Substanzen, dann werden wir anhand einer Übersicht unsere eigenen Erfahrungen beschreiben und zum Schluss verschiedene Indikationen beleuchten. Stimulantien: Substanzen und Substanzgruppen
Mit dem Begriff Stimulantien werden verschiedenartigste Substanzen aufgrund ihrer
antreibenden Wirkung zusammengefasst. Laut WHO sind Psychostimulantien, Psychotonika
oder Psychoanaleptika Substanzen, welche die Nervenaktivität erhöhen, beschleunigen oder
verbessern. Physiologisch entspricht dies der Stimulation des ARAS (Ascending Reticular
Activating System, arousal system).
Aufgrund der Verwendung, der Wirkung einerseits oder aufgrund chemischer Eigenschaften andererseits können verschiedene sich überlappende Substanzgruppen als Stimulantien bezeichnet werden. Einteilung der Stimulantien aufgrund der Wirkung
Abmagerungsmittel (=Appetitzügler / Anorektika / Antiadiposita)
Stimulierende Antidepressiva (z.B. Venlafaxin, Atomoxetin)
Gewisse Psychedelica (z.B. Meskalin, Ibogain, Myricistin)
Stimulantien im engeren Sinne / Weckamine (z.B. Amphetamine, Katecholamine)
Abmagerungsmittel (Appetitzügler / Anorektika / Antiadiposita)
Fenetyllin
Captagon®, früher unter diesem Namen vermarktet Aminorex
Aminorex®, früher unter diesem Namen vermarktet
Phentermin Adipex®,
Ionamin®, früher unter diesem Namen vermarktet Fenfluramin
Dexfenfluramine
Sibutramin
Reductil®, das einzige in der Schweiz verbliebene zentral wirkende Antiadipositum. Es ist ein Katecholamin-Wieder-aufnahmehemmer. Im schweizerischen Kompendiumstext wird immer noch vor arteriellen und pulmonalen Hypertonien und manischen Überstimulationen sowie Abhängigkeit gewarnt Abmagerungsmittel und stimulierende Antidepressiva sind zwei, durch ihre Wirkung oder Verwendung definierte Substanzgruppen. Auch viele Psychedelica können durch die Wirkung zu den Stimulantien gezählt werden. Als Abmagerungsmittel kommen andererseits auch nicht stimulierende Medikamente in Betracht: Rimonabant (Acomplia®, CB1 Hemmer, Cannabinoid Antagonist) und Orlistat (Xenical®); Abmagerungsmittel sind also nicht insgesamt eine Untergruppe der Stimulantien. Früher wurden zentral wirkende Abmagerungsmittel (Appetitzügler, Anorektika,
Antiadiposita) laufend auf den Markt gebracht und meist nach wenigen Jahren wieder
zurückgezogen weil pulmonale Hypertonien und Missbrauch als Stimulans festgestellt
wurden.

Stimulierende Antidepressiva

Venlafaxin
Reboxetin Edronax®
Atomoxetin
Einteilung der Stimulantien aufgrund chemischer Eigenschaften
Aufgrund chemischer Eigenschaften können Amphetamine, Kokain, Methylphenidat, Modafinil und Pemolin je als eigene Substanzgruppen angesehen werden. • Amphetamine und andere Phenylalkylamine (z.B. die Katecholamine)
Kokain
Methylphenidat (Ritalin® Concerta®, Medikinet®)
Modafinil (Modasomil®)
Pemolin (Tradon®, Hyperilex® , Senior® , Cylert® )
Amphetamine
Methamphetamin
Methedrin®, früher unter diesem Namen vermarktet Dexamphetamin
Bis vor kurzem war Dexamin Streuli® noch legal als Betäubungsmittel erhältlich (früher Dexedrin®). Jetzt legal nur noch als Magistralrezeptur und off-label über Apotheken. Mazindol
Cathin, Pseudonorephedrin, β-Hydroxyamphetamin, Blätter des Kathstrauches
Cathin-haltige Arzneimittel werden als Appetitzügler verkauft. Diese sind in Deutschland und Österreich rezeptpflichtig erhältlich und dürfen nur über wenige Wochen hinweg benutzt werden. Vita-Schlank-Tropfen® und X-112® werden in der Schweiz nur experimentell im Rahmen von sogenannten psycholytischen Behandlungen (ähnlich wie auch LSD oder früher Ibogain) legal verwendet MMDA (3-Methoxy-4,5-methylendioxyamphetamin) kann aus dem leicht halluzino-
genen Myristicin der Muskatnuss gewonnen werden und ist chemisch auch mit Meskalin strukturverwandt. MDMA (3,4-methylendioxy-N-methylamphetamin)
Amphetamine definieren eine Substanzgruppe aufgrund chemischer Kriterien. Sie umfassen die klassischen Amphetamine Methedrin®, Benzedrin®, Dexedrin® und Ephedrin, aber auch die heute als Ecstasy bezeichneten Substanzen wie MDMA und MMDA. Viele psychedelisch wirkende Substanzen wie Ibogain und Meskalin sind chemisch mit den Amphetaminen verwandt und haben eine stimulierende Wirkung. Der veraltete Begriff Weckamine umfasste neben den eigentlichen Amphetaminen auch körpereigene stimulierende Substanzen wie Adrenalin und Noradrenalin. Auf der Gasse oder in illegalen Szenen werden Stimulantien, und insbesondere Amphetamine als Speed bezeichnet. Drei hervorzuhebende Substanzen
Methylphenidat:
Ritalin®, Ritalin SR®, Ritalin LA®, Concerta®, Equasym®, Medikinet®
Methylphenidat wurde 1944 von Leandro Panizzon für die damalige Schweizer Firma Ciba (heute Novartis), synthetisiert. Der Markenname Ritalin® erinnert an Rita, den Kurznamen seiner Ehefrau Marguerite, welche bei Selbstversuchen die Leistungssteigerung durch Methylphenidat beim Tennisspiel entdeckte. Heute ist Ritalin® als Dopingmittel verboten. Die Verschreibung von Methylphenidat an Erwachsene erfolgt off-label, also ohne offizielle Zulassung. Besondere Vorsicht und Sorgfalt sind angebracht. Methylphenidat gilt rechtlich als Betäubungsmittel und unterliegt damit speziellen Kontroll- und Meldevorschriften. Wirkmechanismus: Präsynaptische Wiederaufnahmehemmung (reuptake inhibition) von Dopamin und Noradrenalin. Pharmakokinetik: Methylphenidat ist stark lipophil und wird deshalb schnell im ZNS aufgenommen und in 15 bis 30 Minuten wirksam. Die höchste Konzentration von Methylphenidat wurde im Corpus striatum und eine relativ geringe Konzentration im Kortex und Cerebellum gemessen. Die regionale Verteilung im Gehirn ist identisch mit derjenigen von Kokain. Die Elimination erfolgt hauptsächlich durch unveränderte Ausscheidung mit dem Urin. Die Halbwertszeit beträgt bei Erwachsenen 3 ½ Stunden. Die verschiedenen Retardpräparate verzögern die Aufnahme und ermöglichen eine über den Tag stabilere Dosierung. Die Dosierung: muss individuell den Wirkungen und Symptomen schrittweise angepasst werden. Die Dosierung kann bei Erwachsenen deutlich über 100 mg pro Tag liegen. Der hohe Preis und die fehlende Kostengarantie der Krankenversicherungen limitieren gelegentlich die Dosierung unter das medizinisch Notwendige. Interaktionen: sind mit MAO-Hemmern möglich und Kombinationen müssen vermieden werden. Gewisse Antikonvulsiva, Trizyklika, Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer und Cumarine müssen in der Dosierung evtl. reduziert werden. Kombinationen mit katecholaminergen Medikamenten können die Wirkung gegenseitig verstärken. Nebenwirkungen sind meist gering aber umfassen eine grössere Liste: Inappetenz, Nausea, Magenbrennen, Bauchschmerzen, Schweissausbrüche, Schwindel, Kopfschmerzen, Pruritus und Schlafstörungen. Bemerkenswert sind die Übereinstimmungen mit den Nebenwirkungen durch Opioide. Eigentliche Komplikationen, Risiken und Vorsichtsmassnahmen werden wir später diskutieren. Modafinil:
Modasomil®, Vigil® (D & Au) (Benzhydrylsulphinylacetamid) Modafinil ist zur Behandlung der Narkolepsie (Schlafkrankheit) mit und ohne Kataplexie sowie gegen Schlafapnoe zugelassen. Die Verschreibung für andere Indikationen (Leistungssteigerung, ADHS, Adynamie bei Depression) erfolgt off-label. Besondere Vorsicht und Sorgfalt sind angebracht. Wirkmechanismus: Die pharmakologischen Mechanismen von Modafinil sind ungeklärt. Sicher sind Effekte in den katecholaminergen Systemen und insbesondere eine Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmung. Pharmakokinetik: Modafinil wird erst nach 2-4 Stunden maximal wirksam. Die Elimination erfolgt über die Nieren nach Glucuronidierung in der Leber. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 10-12 Stunden. Die Dosierung: muss individuell den Wirkungen und Symptomen schrittweise angepasst werden. Dosierungen von 100 mg bis 400 mg sind notwendig. Der hohe Preis und die fehlende Kostengarantie der Krankenversicherungen limitieren gelegentlich die Dosierung unter das medizinisch Notwendige. Interaktionen: obwohl Modafinil selber nicht über das Cytochromsystem abgebaut wird, kann es eine leichte CYP3A4-Induktion bewirken und so insbesondere eine niedrigdosierte hormonelle Antikonzeption stören. Gewisse Trizyklika werden unter gleichzeitiger Modafinil-Gabe langsamer abgebaut. Zentralnervöse Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Unruhe, Schlaflosigkeit, Angst, und Sehstörungen sind sehr häufig. Häufig sind auch gastrointestinale Störungen, Tachykardie und Palpitationen. Transaminasenerhöhungen sind häufig, selten schwere Blutstörungen oder Hautprobleme. Eigentliche Komplikationen, Risiken und Vorsichtsmassnahmen werden wir auch hier später diskutieren. Atomoxetin:
Wirkmechanismus: Atomoxetin ist ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI) mit Wirkungen in den Serotonin- und Dopaminsystemen. Indikation: Es ist in erster Linie ein Antidepressivum aber in Deutschland für die Behandlung von ADHS bei Kindern, Jugendlichen und in den USA und GB auch bei Erwachsenen zugelassen. Obwohl es deutliche stimulierende Effekte besitzt, soll es kaum Abhängigkeiten erzeugen. Die Wirksamkeit bezüglich ADHS soll mit Methylphenidat vergleichbar sein. Atomoxetin kann als Alternative zu Methylphenidat versucht werden, wenn dieses nicht genügend wirksam ist. Interaktionen: Über das Cytochromsystem Nebenwirkungen: Appetitstörungen, Unruhe, Schlafprobleme, Magenbeschwerden nach der Einnahme, Mundtrockenheit, Muskelkrämpfe, Puls- und Blutdruckanstieg. Gelegentlich vermehrte Schläfrigkeit. Selten sind Leberschädigung / Leberversagen und Herzrhythmus-störungen durch QTc-Zeit-Verlängerungen. Stimulantien – 30 Praxisfälle
Im Folgenden beschreiben wir 30 Praxisfälle aus unserer allgemeinmedizinischen Praxis mit
Schwerpunkt Suchtmedizin aus den Jahren 1997 bis 2008. Die Daten wurden aus den
Krankenunterlagen und dem elektronischen Medikamentenabgabesystem CDDD gewonnen.
Wir haben 12 Frauen und 18 Männer gefunden, bei welchen Stimulantien meist direkt in
unserer Praxis abgegeben oder vereinzelt auch per Rezept verschrieben wurden.
Dem Kantonsarzt wurden 15 Behandlungen als Behandlung eines Betäubungsmittalbhängigen mit Betäubungsmitteln gemeldet. Behandlungen mit Modafinil oder mit Anorectica wurden nicht gemeldet. Wenn kein Suchtgeschehen für die Stimulantienverschreibung massgebend war, erfolgten trotz Verwendung von rechtlich als Betäubungsmittel bezeichneten Substanzen wie Methylphenidat keine Meldungen an die Gesundheitsdirektion. Erste Indikationsgründe für die Behandlung waren: Zweitwichtigster Indikationsgrund war Kokainabhängigkeit in 15 Fällen (meist in Kombination mit ADHS als erstem Grund). 18 der 30 Patienten und Patientinnen hatten eine Persönlichkeitsstörung. Sogar 24 von 30 Patienten litten unter depressiven Störungen. Bei 13 der Patienten wissen wir von psychotischen Episoden oder anhaltenden produktiven Symptomen. 20 Patienten waren opioidabhängig; 18 hatten während der Stimulantienbehandlung auch eine Opioidsubstitution. Von 8 Fällen wissen wir um illegalen oder paralegalen Stimulantienabusus. Ebenfalls bei 20 Patienten spielte Kokain mindestens in der Vorgeschichte eine Rolle; 19 waren bei Beginn der Stimulantienbehandlung kokainabhängig. 7 der 19 Patienten haben ihren Kokainkonsum unter der Behandlung eingestellt; 6 dieser Erfolgsfälle erhielten Methylphenidat und 1 Patient konnte mit Modafinil auf Kokain ganz verzichten. In 16 von 30 Fällen wissen wir um Alkoholprobleme vor oder während der Behandlung. THC-Konsum wurde in 17 Fällen zu irgendeinem Zeitpunkt in den Krankenunterlagen registriert. Bei 11 Personen spielte sowohl Alkohol als auch THC und lediglich einer dieser 11 Patienten hatte nicht auch Probleme mit Kokain. Alle 11 sowohl von Alkohol als auch THC abhängigen Patienten waren auch von Opioiden abhängig somit konsumierten 10 Patienten (1/3) alle 4 Substanzkategorien und waren extrem multisubstanzabhängig. 11 Patienten haben eine aktuell anhaltende Stimulantienbehandlung. 13 Patienten sind nicht mehr bei uns in Behandlung; von vielen wissen wir, dass sie anderswo die Stimulantienbehandlung weiterführen. Bei 4 Patienten wurde die Behandlung vom Arzt nicht mehr fortgesetzt. 2 Patienten sind leider verstorben (Leberversagen bei HIV und HCV). Die in den letzten Jahren zunehmende Verschreibung und kontrollierte Abgabe von Stimulantien scheint uns ein erheblicher Gewinn in der Führung von psychisch multimorbiden chronischen Kranken in unserer Praxis. Die Patienten berichten von erheblichen Verbesserungen der subjektiven Befindlichkeit. Sie fühlen sich kompetenter in den alltäglichen Anforderungen. Indikationen
Die Indikationen für Stimulantien sind seit langem aber in den vergangenen Jahren erneut in
Diskussion. Mögliche Indikationen sind im Folgenden aufgelistet:
Narkolepsie: Gegen Narkolepsie mit oder ohne Kataplexie wirken eigentlich alle üblichen
Stimulantien. Modafinil wird am besten vertragen.
Adynamie: Die Antriebslosigkeit kann bei Alzheimer, bei Schizophrenie mit ausgeprägter
Minussymptomatik und vor allem bei Depression erfolgreich mit Stimulantien behandelt
werden. Die Wirkung ist fast sofort abschätzbar. Wenn Nebenwirkungen überwiegen oder
wenn keine genügende Wirkung erzielt wird, muss der Versuch mit Stimulantien rasch
beendet werden. Allerdings soll man sich überlegen, ob die Dosis genügend gesteigert
wurde, bis man den Versuch als erfolglos abbricht. Neben den Stimulantien im engeren Sinn
wurde übrigens auch Kokain bei antriebloser Altersdemenz erfolgreich eingesetzt.
Appetithemmung: ist eine fragliche Indikation für Stimulantien. Eine Gewichtsreduktion
kann nur kurzfristig gefördert werden. Mittel- und längerfristig werden erhebliche Risiken bei
einer cardiovaskulär schon prädisponierten Population eingegangen. Der Patientenwunsch
nach Appetitzüglern muss an eine Stimulantienabhängigkeit denken lassen.
Substitutionsbehandlungen mit Stimulantien:
• Kokainabhängigkeit • Im Rahmen von Opioidsubstitutionen Substitutionsbehandlungen, das Erhalten und Stabil-halten einer mehr oder weniger ausgeprägten Abhängigkeit von stimulierenden Substanzen, ja nur schon das blosse Verschreiben dieser Mittel auf Wunsch des Patienten, wirft ethische Fragen auf. Wird eine Sucht erst erzeugt / ermöglicht durch die ärztliche Verschreibung (Kollins 2008)? Falls eine Abhängigkeit schon besteht, nach welchen Kriterien entscheidet der Arzt über Verschreibung oder Verweigerung? Sind die Risiken einer Verweigerung wirklich grösser als die Erhaltungsbehandlung? Wie viel Entscheidung kann ich dem Patienten überlassen? Welche Haftungsrisiken gehe ich mit einer off-label Verschreibung ein? Wie intensive und wie strukturierte Kontrollen sind bei der Verschreibung notwendig? Erreichen die Kontrollen und Restriktionen, die angestrebten Ziele? Wie wirken sich vermehrte Verschreibungen auf die illegalen Szenen aus? Welche Probleme ergeben sich für staatliche Organe und in der institutionellen Zusammenarbeit? Der Umgang mit Leistungsdruck, Abhängigkeit, Sucht und Risiken muss diskutiert werden. Sind die vom Patienten vorgebrachten Gründe medizinisch stichhaltig in Abwägung der zweifellos vorhandenen aber im Ausmass langfristig nicht abschätzbaren Risiken? Kann der Patient sich genügend informieren und ist er den Informationen gewachsen? Leistungsdruck: Wird der allgemeine Leistungsdruck in unserer Gesellschaft erhöht, wenn immer mehr Menschen sich alltäglicherweise dopen? Entsteht ein Druck auf bisher abstinente Menschen, diese Mittel ebenfalls zu benutzen? Tatsache ist, dass gewisse Stimulantien auch bei gesunden Menschen die Aufmerksamkeits- und Problemlösefähigkeit, sowie das Kurzzeitgedächtnis verbessern. Die Effekte zeigen sich deutlicher bei tieferem Leistungsniveau. Bei kognitiv starken Menschen könnten sich andererseits aber sogar Leistungseinbussen einstellen (Sahakian 2007). Kokain: Substitution mit Stimulantien?
Stimulantien nur bei einer In der Behandlung von Kokainabhängigkeit wird immer wieder eine Substitutionsbehandlung oder vermindert werden (Grabowski, Erhaltungsbehandlung diskutiert, analog der Behandlung der Opioidabhängigkeit mit Methadon, Moeller 2001, Wiesbeck 2006, Heroin oder Buprenorphin. Nach wie vor stehen Stimulantien im Vordergrund der Diskussionen. von Kokain durch Stimulantien ist nur in Einzelfällen erfolgreich. - Stimulantien Übersicht (Mazindol, Dextro- Kokainabhängigkeit scheint amphetamin, Methylphenidat, Modafinil und allerdings auch keine Bupropion) bei Castells 2007 Substitution bei Stimulantienmissbrauch durch Agonisten ist nicht bewiesen (Grabowski 2004) - Methylphenidat: Grabowski 1997, Roache 2000, werden. Vor allem ADHS ist bei Kokainabhängigkeit gelegentlich - Dextroamphetamin scheint in der Behandlung von Kokainabhängigkeit noch am ehesten wirksam Im Rahmen von Substitutionsbehandlungen sind immer alle verschriebenen und nicht verschriebenen legalen und illegalen psychoaktiven Substanzen und ihre Auswirkungen zu bedenken. Das kontrollierte Setting eines Methadonprogramms oder sonstigen Opioidsubstitution ermöglicht ein relativ einfaches Handling einer zusätzlichen Verschreibung von Stimulantien. Achtung Betäubungsmittel: Es besteht eine Meldepflicht bei der Verschreibung von Betäubungsmitteln an Betäubungsmittelabhängige. Indikation ADHS: Substanzenmissbrauch ist bei Jugendlichen und Erwachsenen mit ADHS
deutlich gehäuft (Ohlmeier 2005, Sobanski 2996). Die Behandlung von Kindern und
Jugendlichen mit Methylphenidat vermindert spätere Abhängigkeiten von Suchtmitteln.
Cannabiskonsum ist bei ADHS wohl das häufigste Suchtmittel. Wahrscheinlich erzeugt Cannabis kein amotivationales Syndrom; aber Cannabiskonsum wird bei ADHS und den damit assoziierten Antriebsstörungen besonders oft beobachtet. Aus dieser Koinzidenz wird möglicherweise immer wieder irrtümlich auf eine durch Cannabis verursachte Motivationsstörung geschlossen und dabei ein ADHS verkannt. Die häufige Verbindung von ADHS mit Substanzmissbrauch / Selbstmedikation zeigt die ambivalenten Einflussmöglichkeiten auf Symptome des ADHS: Sowohl mit dämpfenden als auch mit stimulierenden Substanzen können die Symptome des ADHS vor allem subjektiv erfolgreich beeinflusst werden. Mit THC werden vor allem dämpfende, beruhigende Effekte gegen Hyperaktivität gesucht. Auch Opioidabhängigkeit wird bei ADHS gehäuft beobachtet. Ähnlich häufig und mit derselben Absicht wird Alkohol benutzt. (Alkohol hat allerdings auch eine stimulierende Wirkung). Wegen ihrer stimulierenden Wirkung gegen das Aufmerksamkeitsdefizit werden andererseits Kokain, Amphetamine und Methylphenidat in illegaler und paralegaler Selbstmedikation verwendet. Aus dieser Selbstmedikation kann der Praktiker für die eigenen Indikationsstellungen lernen. Allgemeine Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen sind Glaukom, schwere coronare Herzkrankheiten,
Hyperthyreose und tachykarde Herzrhythmusstörungen. Alle Stimulantien können den
Blutdruck erhöhen und sind bei schwerer instabiler Hypertonie und hypertoniebedingten
Folgekrankheiten absolut kontraindiziert. Stimulantien erhöhen die Herzfrequenz und können
Rhythmusstörungen begünstigen.
Die Verschreibung von Stimulantien erfolgt off-label, also ohne offizielle Zulassung.
Besondere Vorsicht und Sorgfalt ist angebracht. Wir haben keine systematischen
Langzeitdaten zur Anwendung von Stimulantien bei Erwachsenen gefunden. Besser ist die
Datenlage bei Kindern und Jugendlichen, für welche auch offizielle Zulassungen für gewisse
Anwendungen von Stimulantien bestehen. Das FDA hat aufgrund ihrer Recherchen 2006
entschieden, den Stimulantienpräparaten keine schriftlichen Warnungen vor Schlaganfall,
Herzinfarkt und schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen bei Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen beizulegen (Okie 2006, Nissen 2006, Anders 2006, Cohen 2006). Untersucht
wurden 22 Mio Gesundheitsakten, 78 Mio Verschreibungen; dabei wurden 25 plötzliche
unerklärte Todesfälle gefunden, was einer Prävalenz von 1:1‘000‘000 entspricht und sogar
niedriger ist als in der altersgewichtet gleichen Normalbevölkerung (Elia 1999, Nissen 2006).
Die Problematik der pulmonalen Hypertonien welche zum qualvollen Erstickungstod durch Überlastung im Lungenkreislauf führen können, muss bei allen Stimulantien als Verdacht einer möglichen Langzeitnebenwirkung bestehen bleiben. Ob das erhöhte Risiko von Herzrhythmusstörungen wiederholte EKG-Kontrollen erfordert, muss im Einzelfall abgewogen werden. Zytogenetische (Swissmedic 2005) und kanzerogene Effekte wurden bei Methylphenidat befürchtet, aber wurden klinisch und epidemiologisch nicht nachgewiesen. Hämatologische und hepatologische Risiken sind sehr selten und rechtfertigen kaum mehr als gelegentliche Blutbild- und Transaminasenbestimmungen. Wegen der theoretisch möglichen epileptogenen Wirkung von Stimulantien empfehlen die deutschen Pädiater eine vorgängige EEG-Untersuchung (Fegert 2006), welche bei Erwachsenen wohl kaum Risiken minimieren kann und notwendig erscheint. Bei Schwangeren sind Stimulantien grundsätzlich kontraindiziert. Teratogene Effekte wurden in Tierstudien allerdings erst in sehr hohen Dosierungen beobachtet. Eine wirksame Antikonzeption sollte in jedem Fall angesprochen werden. Missbrauch kann bei allen Stimulantien auftreten und muss als wichtige Nebenwirkung beachtet werden. Missbrauch ist allerdings nur eine relative Kontraindikation und kann nach sorgfältiger Abwägung auch eine Indikation begründen. Dyskinesien und Hyperkinesien aber auch psychotische und manische Symptome müssen als Nebenwirkungen beachtet werden. Bei psychisch und / oder motorisch agitierten Patienten können Stimulantien die Symptome verstärken. Auch hier bedarf es der individuellen Abwägung von pro und contra. Literatur:
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Source: http://www.seidenberg.ch/media/Stimulantien_Webversion_1_Mai_2008.pdf

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