"Ich vertrage das Produkt nicht" – Einfluss von
veröffentlicht in Kosmetische Praxis 2009 (2), 11-14
Institute und Praxen werden immer wieder mit plötzlichen oder chronischen Haut-reaktionen konfrontiert. In der Regel steht dann die verwendete Hautpflege im Ver-dacht. Häufig zu Unrecht, denn es gibt viele andere Faktoren, die hier eine Rol e spielen – zum Beispiel Arzneimittel.
ie Aufregung ist groß – eine gute Kundin
siva, Goldsalze, Antimalariamittel sowie nicht-
steroidale Entzündungshemmer (NSAID) zu,
D Rücken im Institut: "Ich vertrage Ihre die Psoriasis provozieren können. In anderen
Produkte nicht mehr!" Hat der Hersteller die
Fäl en ändert sich durch den Einfluss der
Arzneimittel die Hautbeschaffenheit und ag-
nicht. Aber die Kundin benutzt aufgrund von
gressive äußerliche Fremdstoffe können leich-
Verspannungen an der Halswirbelsäule eine
ter die Hautbarriere passieren; Glucocorticoide
Rheumasalbe mit dem Wirkstoff 2-Butoxyethyl-
nicotinat, ein Nicotinsäureester. Hier kann es –
atrophieren, begünstigen Teleangiektasien,
selbst wenn die Salbe bereits vor ein bis zwei
Steroidakne, periorale Dermatitis, verstärkten
Wochen abgesetzt wurde – immer zu sponta-
Haarwuchs (Hypertrichose) und Dehnungsstrei-
fen. Urtikaria (Nesselsucht) kann durch nichtal-
warm geduscht oder penetrationsverstärkende
lergische Histaminfreisetzung bei Röntgenkon-
trastmitteln und NSAIDs auftreten. Im Einzelnen
kann man sich in der Roten Liste (Verlag: Rote
Schwitzen - löst den gleichen Effekt aus, wenn
Liste Service GmbH. Frankfurt am Main) kundig
der Kreislauf auf Hochtouren läuft und die
machen. Hier sind u.a. zu jedem pharmazeuti-
schen Wirkstoff die Nebenwirkungen nachzu-
Natürlich ist die Anwendung der Salbe in dem
lesen. Die Rote Liste wird jedes Jahr aktuali-
beschriebenen Fal schon längst aus dem Be-
wusstsein der Kundin verschwunden. Fragt
Einige Arzneistoffgruppen sind für eine hohe
man aber gezielt nach, findet man die Ursache
Zahl von Hautreaktionen bekannt. Dies hängt
des Problems vermutlich schnell; außerdem ist
zum Teil mit ihrer besonders häufigen Verwen-
diese Arzneimittelnebenwirkung völlig harmlos.
dung zusammen. Denn dann sind die eher sehr
Andere Fälle sind nicht ganz so offensichtlich.
seltenen Reaktionen zu beobachten. Zu den
Denn neben den pharmazeutischen Wirkstoffen
und ihren Abbauprodukten, den sogenannten
Metaboliten spielen auch Hilfsstoffe wie Kon-
servierungsmittel, ätherische Ölkomponenten
und photosensibilisierende Effekte eine Rolle.
Sie werden als Wirk- und Hilfsstoffe verwendet.
Ein interessantes Beispiel ist Dithranol (Cigno-
Anis-, Fenchel-, Eukalyptus-, Fichtennadel-,
lin), das von Schuppenflechte (Psoriasis) be-
Kiefernnadel-, Wacholderbeer-, Thymian-, Ter-
fallene Haut heilt und auf gesunder Haut wo-
pentin-, Zitronen-, Pfefferminz-, Spik- (Laven-
chenlange Irritationen (Cignolin-Dermatitis) ver-
del), Nelken- sowie Zedernholzöl und Menthol
können individuel irritierende, sensibilisierende
Man schätzt, dass ca. 5% der Hauterkrankun-
oder photosensibilisierende Komponenten ent-
gen auf Arzneimitteleinflüsse zurückzuführen
halten. Entsprechende Stoffe wie etwa Geraniol
sind. Dementsprechend sind ältere Menschen
stärker betroffen, da sie nicht selten gleich
INCI-Richtlinien der Kosmetika nicht immer de-
mehrere Arzneimittel einnehmen. Man unter-
scheidet Immunsystem-abhängige und –unab-
hängige Reaktionen; letztere kommen wesent-
lich häufiger vor. Manchmal sind auch Grund-
dispositionen für Hautkrankheiten vorhanden,
Retinoide wie Tretinoin (Vitamin A-Säure) kön-
die erst durch Medikamente aktiviert werden.
nen Erytheme (entzündliche Hautrötungen),
Dies trifft z. B. für Betablocker, Antibiotika, li-
Cheilitis (Lippenentzündung), Haarausfal und
thiumhaltige Psychopharmaka und Antidepres-
Kosmetik Konzept KOKO GmbH & Co.KG • D-42799 Leichlingen • Moltkestr. 25 • www.dermaviduals.com • Seite 1 von 4
"Ich vertrage das Produkt nicht" – Einfluss von Arzneimitteln auf Haut und Hautpflege
Benzoylperoxid: Hier sind als häufigste Ne-
bei Überempfindlichkeit Exantheme und Urtika-
ria. Selten: Stevens-Johnson-Syndrom (z. B.
(nichtsteroidale Antirheumatika): Vertreter
sind Pyrazolone (zum Beispiel Phenylbutazon)
und Arylessigsäurederivate (zum Beispiel Di-
clofenac). Sie können allgemein Überempfind-
lichkeiten in Form von Exanthemen ("die Haut
Hautschwel ungen), Exantheme, Psoriasis.
blüht") und selten das Stevens-Johnson-Syn-
Betarezeptorenblocker: Auslösung von Psori-
drom (s.u.) verursachen. Acetylsalicylsäure
("Aspirin"), das gerne bei Kopfschmerz ge-
Kalziumantagonisten (Diltiazem, Verapamil):
nommen wird, gehört auch in diese Gruppe;
Nebenwirkungen sind Erytheme, Urtikaria und
Nifedipin: Flush, Erytheme, häufig Erythrome-
in Einzelfäl en das Erythema exsudativum mul-
lalgie (schmerzhafte, hyperämische Rötung und
Goldsalze: Exantheme, Haarausfal , Chrysosis
(Ablagerung von Goldpartikeln). Goldsalze
Überdosierungen von Heparin und Cumarinen
können Angioödeme und Petechien in Haut und
Schleimhaut erzeugen. Ein Effekt, den man
verstärkt bei der Nassrasur beobachten kann,
wenn Heparin auf langen Reisen zur Thrombo-
Sulfonamide: Erytheme, Exantheme, Stevens-
Johnson-Syndrom. Prominenter Vertreter ist
methoxazol (Sulfonamid) und Trimethoprim
Chinin: Exantheme; Chinidin: Überempfind-
Gyrasehemmer (z. B. Ciprofloxacin): Juck-
lichkeitsreaktionen, Urtikaria, Hautrötungen;
reiz, Petechien (kleinste punktförmige Kapillar-
Chloroquin: Pigmentstörungen, Gelbverfär-
blutungen), Erytheme, Stevens-Johnson-Syn-
Nitroimidazole (z. B. Metronidazol): Exan-
Penicilline (z. B. Ampicillin): "Ampicil in-
teilung): Vinca-Alkaloide (z. B. Vincristin) wirken
Aminoglycoside (z. B. Neomycin B, synonym
Framycetin): Kontaktdermatitis, Urtikaria.
Alkylierende Zytostatika (z. B. Cyclophospha-
Makrolide (z. B. Azithromycin): Erytheme, Ur-
mid): toxische Wirkung, Haarausfall, Erytheme.
Zytostatische Antibiotika: Haarausfall, Der-
Tetracycline: Überempfindlichkeitsreaktionen.
matitis (z. B. Doxorubicin). Zytostatika können
Griseofulvin (Antimykotikum): Stevens-John-
Folsäureantagonisten (z. B. Methotrexat):
Nach längerer Anwendung von Antibiotika kön-
können Exantheme, Erytheme, häufig auch
nen Resistenzen entstehen und die Haut wird
Juckreiz und Reaktionen an Injektionsstellen
Pyrimidin-Antagonisten (z. B. Fluorouracil):
Photosensibilisierung, Hyperpigmentierung.
Carbamacetin zeigt al ergische Hautreaktionen
in Form von Erythemen, Pruritis, Urtikaria,
Thiazidderivate (z. B. Hydrochlorothiazid):
Phenytoin (Diphenylhydantoin): In seltenen
Hautrötungen, Urtikaria, Photosensibilität.
Fäl en Stevens-Johnson-Syndrom sowie to-
Schleifendiuretika (z. B. Furosemid): Exan-
xische epidermale Nekrolyse (TEN; siehe unt-
Kosmetik Konzept KOKO GmbH & Co.KG • D-42799 Leichlingen • Moltkestr. 25 • www.dermaviduals.com • Seite 2 von 4
Antidepressiva: Schuppenflechte (Lithium-
salze), Lichtüberempfindlichkeit der Haut (Jo-
Acetylcystein kann Angioödeme, Juckreiz, Urti-
karia auslösen. Ätherische Öle (siehe oben)
werden auch als Expektorantien eingesetzt.
Die Haut wird nach längerem Gebrauch emp-
findlich und neigt zur Atrophie. Teleangiekta-
sien werden begünstigt, Steroidakne, periorale
Mittel gegen Schilddrüsenüberfunktion: Exan-
Dermatitis, verstärkter Haarwuchs (Hypertri-
chose) und Dehnungsstreifen beobachtet. Die
Erhöhung der Hautdurchlässigkeit erleichtert
Allergien auf Fremdstoffe und das Eindringen
Mittel gegen Gicht: Exantheme (Allopurinol).
Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vol -
ständigkeit. Viele der genannten Wirkstoffe
Diese Medikamente können Akne und Chloas-
werden bei mehreren medizinischen Indikatio-
men (gelblich braune Flecken) auslösen; Ös-
nen eingesetzt. Die Angaben zu den Nebenwir-
trogene: Porphyria cutanea tarda (siehe un-
kungen sind als Anhaltspunkte zu werten.
Unter den Arzneimittel-Hilfsstoffen, die haupt-
Interferone können Herpes labialis, Exantheme,
sächlich Hautal ergien oder Irritationen auslö-
Hauttrockenheit, Haarausfal verursachen.
sen können, sind die folgenden erwähnenswert:
Antioxidantien: Butylhydroxyanisol (E 320),
al ergische Hautreaktionen (z. B. Bezafibrat).
Aromastoffe, Geruchstoffe: werden als sol-
che im Beipackzettel genannt. Konkrete Einzel-
bestandteile wie z. B. Vanil e, Bergamotteöl,
Zum Beispiel etwa Lidocain, Procain lösen
Benzalkoniumchlorid: Wirkstoff in Antiseptika
Überempfindlichkeitsreaktionen, Urtikaria, Kon-
und verbreiteter Hilfsstoff in Ophthalmika (Au-
taktdermatitis mit Erythem oder Pruritis aus.
Benzylalkohol: verbreiteter Konservierungs-
stoff in wässrigen oder wässrig-alkoholischen
Bei Barbituraten und Thiobarbituraten allergi-
Dibutylphthalat: ist noch in vielen Arzneiprä-
sche Hautreaktionen, Porphyria cutanea tarda
paraten enthalten. In Kosmetika ist es mittler-
weile verboten worden (siehe Kosmetikverord-
Farbstoffe: Hier fal en vor allem viele Azo-
Wie bei Extrakten, die in der Kosmetik verwen-
farbstoffe auf: Tartrazin (E102), Gelborange S
det werden, kann es individuell zu Unverträg-
(E 110), Azorubin (E 122), Amaranth (E123),
lichkeiten kommen. Von Arnikablüten-Extrakten
Cochenillerot A (E 124), Al urarot AC (E 129),
sind z. B. kontaktallergische Hautreaktionen mit
Brillantschwarz (E 151), Litholrubin BK (E 180).
Andere relevante synthetische Farbstoffe sind:
Erythrosin (E127, jodhaltig), Chinolingelb (E
104; in den USA für Lebensmittel verboten),
Patentblau V (E 131), Indigocarmin (E 132) und
Neuroleptika: Phenothiazine können Exanthe-
me, Photosensibilisierung und Hyperpigmen-
Formaldehyd und Formaldehydabspalter: Zu
tierung sowie al ergische Hautreaktionen aus-
ihnen gehören Methenamin (E 239, synonym
Tetrahydrotetrakishydroxymethylimidazoimida-
Kosmetik Konzept KOKO GmbH & Co.KG • D-42799 Leichlingen • Moltkestr. 25 • www.dermaviduals.com • Seite 3 von 4
"Ich vertrage das Produkt nicht" – Einfluss von Arzneimitteln auf Haut und Hautpflege
zoldion. Sie sind Bestandteile von Desinfek-
oberfläche, vorwiegend im Hand- und Fußbe-
reich (weniger als 10% der Hautoberfläche).
Parabene: werden als Konservierungsstoffe in
Toxische epidermale Nekrolyse (TEN): Bla-
oralen und topischen wässrigen oder wässrig-
sen und Erosionen bei gleichzeitigem Vorliegen
alkoholischen Arzneipräparaten genutzt. Butyl-,
Ethyl-, Isobutyl-, Methyl-, Propyl-4-hydroxyben-
wachsen können. Mehr als 30% der Hautober-
zoat sind häufige Inhaltsstoffe von Antiseptika.
Phenole: 2-Phenylphenol ("Orthophenylphe-
nol", E 231): dient zur Flächen- und Wäsche-
Daneben gibt es eine Reihe von Übergangs-
Desinfektion. Phenol, Metacresol, Triclosan (5-
formen. Auslöser für diese selten vorkommen-
Chlor-2-(2,4-dichlorphenoxy)-phenol) sind in
den Hautreaktionen können beispielsweise
Desinfektionsmitteln für Hände und Oberflä-
Antibiotika (z. B. Cotrimoxazol), Antiepileptika
Phenoxyethanol: dient als Hilfsstoff in Mund-
spülungen, Antiseptika, in Harnstoff-Salben und
Die Angaben über die Nebenwirkungen gehen
bei der Flächendesinfektion. Es ist Bestandteil
je nach Quel e (Rote Liste, dermatologische
und pharmazeutische Standardwerke, Original-
Thioharnstoff: ist ein inzwischen seltener
veröffentlichungen) und deren Erscheinungs-
Hilfsstoff in Desinfektionsmitteln (Flächendes-
jahr auseinander. Rückblickend haben sich
infektion). Er gilt als krebserregend und frucht-
auch die Definitionen und Beschreibungen der
Nebenwirkungen immer wieder verändert. Dies
trifft vor allem für die schweren Hautreaktionen
Wenn pauschal eine Gruppe von Wirkstoffen
Einige der wichtigsten Fachbegriffe betr. der
zitiert wurde, können einzelne Vertreter dieser
Nebenwirkungen von Arzneimitteln auf die Haut
Gruppe unterschiedlich ausgeprägte oder mög-
Nicht aufgeführt sind Nebenwirkungen, die an
weitere Rahmenbedingungen geknüpft sind. Z.
B. beeinflusst Rauchen den Abbau von Arznei-
mitteln in der Leber. Dies kann Auswirkungen
auf das Hautbild haben. Darüber hinaus können
neimitteln zu unerwünschten Nebenwirkungen
Erythem: entzündliche Hautrötung, ähnlich
führen. Nicht berücksichtigt wurden auch Impf-
stoffe und deren Hilfsstoffe. Weiter ist daran zu
Exanthem: Effloreszenzen auf größeren
denken, dass sich kleine Mengen an Hilfsstof-
Flush: temporäre, auf starker Durchblutung
farbstoffe auch im Lebensmittel-Bereich einge-
beruhende Hautrötung, meist mit Hitzege-
setzt werden. Die Kosmetikinstitute sind daher
wie die dermatologischen Praxen mit ange-
Erythromelalgie: schmerzhafte, hyperämi-
schlossener Hautpflege gut beraten, sich von
ihren Kunden möglichst viele Einzelheiten betr.
Petechie: kleinste punktförmige Kapillarblu-
Arzneimittel und Ernährung berichten zu las-
Wie eingangs erwähnt, spielen die Grunddispo-
sitionen der einzelnen Menschen und spezielle
Rahmenbedingungen, z. B. Umwelt und krank-
heitsbedingte Vorschädigungen oder auch
Schlankheitskuren, eine entscheidende Rolle
dabei, ob Arzneimittel zu Nebenwirkungen füh-
ren. Z. B. werden Überempfindlichkeiten unter-
Als sogenannte schwere Hautreaktionen auf
oxazol häufiger bei HIV-Infektionen beobachtet.
Die meisten Menschen vertragen Arzneimittel
hafte Blasen, Erosionen und Effloreszenzen der
reaktionslos. Daher soll die vorliegende Zu-
Körperoberfläche mit Beteiligung der Schleim-
sammenfassung keine Ängste erzeugen, son-
häute (weniger als 10% der Hautoberfläche).
dern eine Hilfe in der Praxis sein, wenn es mal
wieder heißt: Ich vertrage die Kosmetik nicht.
(EEMM): Blasen und Erosionen, rosettenför-
mige Erytheme (Kokarden) auf der Körper-
Kosmetik Konzept KOKO GmbH & Co.KG • D-42799 Leichlingen • Moltkestr. 25 • www.dermaviduals.com • Seite 4 von 4
Click Bond - CB200 Adhesive - Safety Data Sheet SECTION 1: IDENTIFICATION OF THE SUBSTANCE/MIXTURE AND OF THE COMPANY UNDERTAKING 1.2. Relevant identified uses of the substance or mixture and uses advised against For industrial and professional use only. Two component acrylic adhesive. 1.3. Details of the supplier of the safety data sheet CLICK BOND, INC. 2151 LOCKHEED WAY CARSON CITY,
LEHDISTÖTIEDOTE Julkisuuteen aikaisintaan 15.1.2014 klo. 15:00 PÄIVIKKI JA SAKARI SOHLBERGIN SÄÄTIÖLTÄ TÄNÄÄN 86 APURAHAA, 1,4 MILJOONAA EUROA TUKENA AJANKOHTAISELLE JA VAIKUTTAVALLE TUTKIMUKSELLE SEKÄ HYVINVOINTIA LISÄÄVILLE SOSIAALISILLE HANKKEILLE, LISÄKSI LAHJOITUS UUDELLE LASTENSAIRAALALLE Päivikki ja Sakari Sohlberg perustivat säätiön keväällä 1988. Säätiö edi