Orale Filme Auf die Zunge, fertig, los Von Sven Siebenand / Auf dem deutschen Arzneimittelmarkt kündigt sich eine Premiere an. Wenn ab Oktober das Mittel Risperidon Hexal SF verfüg- bar ist, wird es hierzulande erstmals sogenannte orale Filme geben. Über Vor- und Nachteile dieser Darreichungsform, das Herstellungsverfahren und mögliche Einsatzgebiete informiert der folgende Artikel.
Orale Filme sind dünne, flexible und schnell
nicht ganz richtig, denn die Filme schmel-
zerfal ende Arzneiträger, die man auf oder
unter die Zunge legt. In Kontakt mit Spei-chelflüssigkeit lösen sie sich auf und set-
Positive Effekte auf die Compliance
zen so einen Wirkstoff frei. Dieser wirkt
Was sind die Vorteile von oralen Filmen?
dann entweder lokal oder – nach Absorpti-
Positiv auf die Compliance dürfte sich zum
on – auch systemisch. Synonyme Bezeich-
Beispiel auswirken, dass zur Einnahme in
nungen für orale Filme sind meistens Ang-
der Regel kein Wasser notwendig ist. Ein
lizismen, etwa »Thin Strips«, »Wafers« oder
Vorteil, zum Beispiel bei schizophrenen Pa-
»Edible films«. Das erklärt sich dadurch,
tienten und Kindern, ist, dass diese den
Film nicht wieder ausspucken können. Eine
weitaus geläufiger ist als in Europa. Am
präzise Dosierung lässt sich damit sicher-
stel en. In Abhängigkeit vom Wirkstoff ist
mit dieser Darreichungsform auch eine be-
serstoffperoxid sind sehr beliebt. Ferner
tritt erreichbar. Auch eignet sie sich für die
methicon oder Phenylephrin enthalten, in
den USA freiverkäuflich als oraler Film zu
währleistet. Schnell lösliche orale Filme
sind nur wenig mukoadhäsiv und ihre Zer-
fal szeit liegt in der Regel unter einer Minu-
te. Sie können somit nicht wie herkömmli-
bleiben und bergen deshalb auch kein Ent-
handlung von Übelkeit und Erbrechen als
zündungsrisiko. Das könnte zum Beispiel
bei Altenheimpatienten ein Vorteil sein,
weise Chemotherapie indiziert ist, hat die
Firma Labtec (tesa) im April 2010 die euro-
Ein Nachteil von oralen Filmen ist, dass
schreibungspflichtigen oralen Film erhal-
ten. Eingeführt ist dieses Präparat jedoch
sind. Filmfläche und -dicke können schließ-
noch nicht, sodass Risperidon Hexal® SF
lich nicht beliebig erhöht werden. Typische
das erste hierzulande verfügbare Arznei-
Filmgrößen liegen der Firma Hexal zufolge
zwischen 2 und 8 cm2, die typischen Film-
Film können in der Regel maximal 30 Pro-
Handel befindlichen Schmelztabletten als
zent der Filmmasse, etwa 15 bis 25 mg, als
Schmelzfilm. Galenisch betrachtet ist das
Orientierung an Pflasterherstellung
Die Entwicklung der oralen Filme orientiert sich an der Pflastertechnologie. So kann bei ihrer Herstel ung eine Ausrüstung zum
orientiert sich an der Pflastertechnologie.
ähnelt. Im Zuge der Herstel ung wird eine
visköse Suspension auf einer Folie verteilt
unterwegs. Wasser wird in der Regel nicht benötigt.
wird später entfernt. Das so entstehende »Laminat« wird im Anschluss in kleine Stü-
cke zerschnitten und diese dann verpackt.
Die Beschichtungsmasse enthält neben dem Wirkstoff einen Filmbildner (Stärke oder ein Zel ulosederivat), einen Weichma-cher wie Glycerol oder Propylenglykol, ein Feuchthaltemittel wie Sorbitol, Xylitol oder Maltodextrin, Füllstoffe wie mikrokristalli-ne Cel ulose und Lösungsmittel (zum Bei-spiel Wasser, Ethanol, Aceton). Da einige Wirkstoffe bitter schmecken, ist auch ein Stoff zur Geschmacksmaskierung (zum Beispiel Ionenaustauschharze) als Inhalts-stoff wichtig. Auch Süßstoffe wie Aspar-tam und Saccharin sowie Aromastoffe können in der Beschichtungsmasse enthal-ten sein.
titut für Pharmazeutische Technologie und
Klein, aber wirksam: Größenvergleich eines Filmpräparates mit einer Ein-Euro-Münze.
Biopharmazie der Universität Düsseldorf ist der Überzeugung, dass sich die oralen Filme in einigen Nischen auf dem Markt
dikationsgebiete sowie Arzneistoffe gibt es
etablieren werden. Es ist fraglich, ob die Fil-
viele. Dazu zählen das Neuroleptikum Aripi-
personal abgegeben werden. Auf die Patien-
me eine Konkurrenz zu orodispersiblen Ta-
prazol, die Antiallergika Desloratadin und
Cetirizin, das Durchfallmittel Loperamid, die
chen Zuzahlung, keine weiteren Kosten zu.«
gruppen gebe es aber einen tatsächlichen
dalafil und Vardenafil, die starken Analgeti-
sich sicher, dass bei der Entwicklung oraler
mittel Pramipexol, bestimmte Setrone und
stange noch lange nicht erreicht ist. So ar-
Potenzielle Arzneistoffkandidaten
Triptane sowie der Schleimlöser Ambroxol
beite man zum Beispiel an oralen Filmen, die
Diese Einschätzung deckt sich mit dem Vor-
Auf Nachfrage der PZ teilt Dr. Christoph
(mögliches Indikationsgebiet: Entzündun-
Steinschulte von Hexal mit, dass die neue
der Pipeline hat. So sol en Anfang 2012 auch
Darreichungsform nicht austauschbar sei.
mehrschichtigen Filmen, die einen Teil der
Solange es noch keine anderen Anbieter von
Dosis schnell, den anderen Teil langsam frei-
Donepezil in dieser Darreichungsform auf
gibt, gelte: »Ist das Mittel verordnet, wird es
den Markt kommen. Potenziel e weitere In-
von der gesetzlichen Krankenversicherung
forscht. / Jugendliche Sucht
PZ / Tabak und Alkohol verursachen
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
20/2010 und unter www.wipig.de. /
Pharm. Ztg. · 155. Jahrgang · 23. September 2010
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Workshop der AG Medical Anthropology (in der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde e.V.): „Aktuelle Forschungen der AG Medical Anthropology“ 18. – 20 Juni 2010, Institut für Ethnologie, Freie Universität Berlin (Seminarraum, EG) Freitag, 18. Juni Begrüßung und Kennenlernen, danach gemeinsames Abendessen Samstag, 19. Juni Teil 1: Begrüßung und Präsentationen Begr