Süddeutschezeitung-a.capus-04.03.13

Süddeutsche Zeitung, Am Wochenende, 13.03.2004, S. 4 Zwischen allen Fronten die Schweiz
Wie der Soldat Max Waibel den Zweiten Weltkrieg verkürzte / Eine wahre Geschichte
(von Alex Capus)
Das ist die vergessene Geschichte des mutigen und ungehorsamen Schweizer
Soldaten Max Waibel, der auf eigene Faust den Zweiten Weltkrieg um zwei Monate
verkürzte, Tausende von Menschenleben rettete und Norditalien vor der
Zerstörung bewahrte. Sie beginnt am Mittwoch, dem 21. Februar 1945.
Die Alliierten hatten die Festung Europa gestürmt, das Tausendjährige Reich
war zusammengebrochen. Im Westen überquerten US-Truppen den Rhein, im Osten
russische Einheiten die Oder. Im Süden marschierten Briten und Amerikaner auf
die Alpen zu, im Reich selber schickte der Führer Kindersoldaten in den Tod.
Und zwischen allen Fronten lag unversehrt die Schweiz, glückliche und
eigennützige Insel des Friedens. An deren Grenzen standen die Wehrmänner und gaben
acht, dass die Kriegswirren nicht auf die Eidgenossenschaft übergriffen.
Gelegentlich verirrte sich zwar ein alliiertes Flugzeug über den Rhein und warf
Bomben ab über Schaffhausen oder Zürich. Aber im Innern des Landes war Ruhe.
Hoch über dem Vierwaldstättersee bei Luzern lebte der Berufssoldat Max
Waibel, 45 Jahre alt, Doktor der Politischen Wissenschaften und Major im
Generalstab. Selber ein wohlhabender Basler Bürgerlicher, war er verheiratet mit der
zwölf Jahre jüngeren Luzerner Patrizierin Marguerite Schwytzer von Buonas;
gemeinsam bewohnten sie das herrschaftliche Landgut Dorenbach am Rande der
Stadt.
Am Morgen jenes 21. Februar 1945 also verschloss Waibel Türen und Fenster
des Herrenhauses, um mit Gattin und Kindern nach St. Moritz in die Skiferien zu
fahren - noch völlig ahnungslos, dass er an diesem Tag die große Bühne der
Weltgeschichte betreten würde. Die Zugfahrt ins tief verschneite Engadin
dauerte fünf Stunden und fünfundfünfzig Minuten. Als die Familie die Lobby des
Hotels betrat, streckte der Rezeptionist Max Waibel den Telefonhörer entgegen.
Am Apparat war sein Freund Max Husmann. „Tut mir leid, dich zu stören. Kannst
du sofort wieder runterkommen ins Unterland? Ich habe etwas Wichtiges mit dir
zu besprechen.“ „Sofort?“ „Nach Zürich.“ „Ist es wichtig?“ „Sehr wichtig.“
Max Waibel stellte keine weiteren Fragen. Da der letzte Zug schon abgefahren
war, aß er mit Gattin und Kindern zu Abend, legte sich schlafen und bestieg am
anderen Morgen den ersten talabwärts fahrenden Zug. Um 12 Uhr 49 traf er in
Zürich ein.
Ehefrau Marguerite war die knappen Abschiede ihres Gatten gewohnt. Denn
Major Max Waibel war Leiter der Luzerner Außenstelle „Rigi“ des schweizerischen
militärischen Nachrichtendienstes; er konnte über seinen Beruf nicht reden.
Ein liebevoller Ehemann und Vater, ein höflicher und eher verschlossener Mensch
sei er gewesen, sagte mir Marguerite Waibel-Schwytzer von Buonas fast
sechzig Jahre später - „aber eigentlich weiß ich fast nichts über ihn“.
Sein Leben lang sei er täglich mit dem Pferd ausgeritten, habe lange
Ausflüge unternommen in die Wälder um Luzern; und ein sanfter Reiter sei er gewesen,
der seinem Pferd leise ins Ohr flüsterte und niemals die Peitsche
gebrauchte.
Was die Geschichtsschreibung sonst noch über Max Waibel weiß: Dass er seit
1935 Mitglied des Generalstabs war und mitverantwortlich für den Aufbau des
K:\Progetto Sunrise'05\1documentazione2\Doc.Deutsch\SüddeutscheZeitung-A.Capus-04.03.13.doc Schweizerischen Geheimdienstes; dass er 1938 zehn Monate zur Weiterbildung an der Kriegsakademie Berlin verbrachte; und dass er dort den Nationalsozialismus derart gründlich kennen und verabscheuen lernte, dass er bei seiner Heimkehr in die Schweiz 1940 den sogenannten Offiziersbund mitbegründete. Dessen Angehörige schworen, bei einem deutschen Angriff bedingungslosen Widerstand zu leisten - auch dann, wenn die Landesregierung eine kampflose Kapitulation beschließen sollte. Waibels Freund Max Husmann war nicht Soldat, sondern Lehrer, Mathematiker und Rektor des berühmten Privatgymnasiums Montana auf dem Zugerberg, wo die Kinder der Reichen und Mächtigen aus aller Welt zur Schule gingen. Von seiner Zürcher Wohnung an der Sonneggstraße 80 aus hatte man einen schönen Blick hinunter aufs Landesmuseum und hinaus über den Zürichsee, über dem an schönen Tagen in weitem Rund die Alpen thronen. Als Waibel nach zehn Minuten Fußmarsch bei Max Husmann eintraf, machte ihn dieser mit seinem Freund Baron Luigi Parrilli bekannt - einem reichen, weltgewandten Napolitaner von aristokratischem Äußeren, der fließend deutsch, französisch, englisch und italienisch sprach und viel Geld gemacht hatte mit dem Import US-amerikanischer Kühlschränke („Nash-Kelvinator“) nach Europa und Nordafrika. Der Baron war in Paris oder London genauso zuhause wie in Zürich oder Rom, und als Geschäftsmann legte er großen Wert auf gute Kontakte zu den Mächtigen aller Länder. In seiner Heimat Italien waren das - seit Mussolinis faktischer Entmachtung - die deutschen Besatzer. Parrilli gab zu, dass er befreundet war mit hohen Führern der Wehrmacht und der SS, und dass einer von ihnen, SS-Obersturmbannführer Guido Zimmer, ihn in geheimer Mission nach Zürich geschickt hatte. Max Waibel war misstrauisch. Was wollte dieser kleine Italiener, der da Zigarre rauchend vor ihm auf dem Sofa saß? Parrilli sagte es sehr rasch und deutlich. Er wollte verhindern, dass Adolf Hitler das reiche Norditalien in eine rauchende Wüste voller Massengräber verwandelte. Der Führer hatte seiner Heeresgruppe C befohlen, vor einem Rückzug in die Alpen alles irgendwie Wichtige und Nützliche restlos zu zerstören: die Straßen und Eisenbahnen zwischen Genua, Turin, Mailand und Venedig; sämtliche Fabriken und Elektrizitätswerke, Spitäler, Wasserleitungen, Gaswerke; ebenso sollten die unermesslichen Kunstschätze der Renaissance-Städte vernichtet, die Bauerndörfer verbrannt, die Felder zerstampft werden. Der Verwüstungsfeldzug war schon in allen Einzelheiten geplant, die Sprengkommandos hatten die Häfen von Genua und Savona vermint, die Minenkammern an Brücken und Tunnels gefüllt. Wenn der Befehl zum Rückzug kam, sollten sämtliche Gefangenen - Tausende von Partisanen, internierten Soldaten, Geiseln, oppositionellen Zivilisten - erschossen werden. Das zu verhindern, war Parrilli nach Zürich gereist. Max Waibel aber blieb misstrauisch. Welches Ziel verfolgten die Deutschen, wenn sie den Baron in die Schweiz schickten? Parrilli sagte es ihm. Hohe Führer der in Italien kämpfenden Heeresgruppe C hatten eingesehen, dass der Zweifrontenkrieg nicht zu gewinnen war. Sie wollten sich mit England und den USA verbünden, um gemeinsam mit ihnen den Krieg gegen die Sowjetunion weiterzuführen. An eine Kapitulation in Italien verschwendeten die Deutschen an jenem 22. Februar noch keinen Gedanken. Denn die Heeresgruppe C war kein ausgehungerter, bedrängter Haufen von Kriegsmüden auf dem Rückzug - sondern eine kampfstarke, gut ausgerüstete und erfahrene Armee von 800 000 Mann, die den anrückenden 500 000 Alliierten K:\Progetto Sunrise'05\1documentazione2\Doc.Deutsch\SüddeutscheZeitung-A.Capus-04.03.13.doc mindestens ebenbürtig war. Wenn die sich in die österreichischen und bayrischen Alpen zurückzog, konnte sie noch Monate oder Jahre Widerstand leisten - auch dann, wenn das ganze übrige Deutschland von den Russen, Engländern und Amerikanern besiegt und besetzt würde. Konnte die neutrale Schweiz vermitteln? Konnte Waibel die nötigen Kontakte zwischen Deutschen und Alliierten knüpfen? Major Max Waibel erklärte sofort mit aller Bestimmtheit, dass das ganz ausgeschlossen war. Erstens war es den Alliierten strengstens verboten, Verhandlungen irgendwelcher Art mit Hitler zu führen; Churchill und Roosevelt hatten schon im Januar 1943 in Casablanca beschlossen, dass es kein anderes mögliches Kriegsziel gebe als die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Zweitens konnten Wehrmacht und SS nicht kapitulieren, ohne den Soldateneid zu brechen; denn jeder deutsche Soldat hatte dem Führer Treue geschworen bis in den Tod. Und drittens konnte die Schweiz solche Verhandlungen nicht einleiten, ohne ihre Neutralität zu kompromittieren. Auch Major Waibel selber waren die Hände gebunden. Schon beim ersten Schritt hätte ihn das schweizerische Außenministerium zurückgepfiffen, und seine militärischen Vorgesetzten hätten ihm befohlen, die Hände von der Sache zu lassen. Als Mensch aber fühlte er sich verpflichtet, alles zur Rettung Norditaliens zu unternehmen - „nicht weil ein Befehl, sondern weil das eigene Gewissen zur Tat ruft“, wie es in seinen handschriftlichen Erinnerungen heißt. Zwar war auch er an einen Soldateneid gebunden - aber: „Wog die Disziplin schwerer als die moralische Pflicht zu einer humanitären Tat gegenüber einem Nachbarlande - in einem Fall, in dem Tausende von Menschenleben und größte materielle und kulturelle Werte auf dem Spiel standen? Glücklicherweise stellt uns das Leben auch heute noch vor Probleme, deren Lösung weder durch menschliche Gesetze noch durch Gewohnheit geregelt ist und auf die allein das eigene Gewissen eine Antwort zu geben vermag.“ Max Waibel entschloss sich zum Ungehorsam. Und so begab es sich, dass drei Privatmänner - Waibel, Parrilli, Husmann - sich gemeinsam in aller Heimlichkeit daran machten, auf eigene Faust den Krieg in Norditalien zu beenden. Die drei Männer knüpften Verbindungen zu Geheimdienstleuten und Generälen, organisierten sieben Wochen lang Verstecke und geheime Zusammenkünfte, Transporte und Verpflegung, schickten Kuriere und Transporte von der Schweiz nach Italien und von da wieder zurück - und das alles, ohne dass die Schweizer Behörden Wind von der Sache bekamen. Baron Parrilli war für den Kontakt zu den deutschen Generälen zuständig. Insgesamt dreizehn Mal unternahm er die Reise von der Schweiz nach Fasano bei Verona ins deutsche Hauptquartier, und riskierte jedesmal das Leben; mehrmals musste er sich mit einem Sprung in den Straßengraben retten, weil alliierte Jagdflugzeuge sein Auto beschossen. Max Husmann, der Lehrer in der Gruppe, führte vorbereitende Gespräche mit den Unterhändlern beider Seiten. Das wichtigste fand am 8. März statt, als er mit SS-General Karl Wolff per Bahn von Chiasso nach Zürich reiste; ihm musste Husmann beibringen, dass den Deutschen nur die bedingungslose Kapitulation blieb. Davon wollte der General nichts wissen, bis kurz vor dem Gotthardtunnel eine der willkommensten Lawinen der Weltgeschichte niederging. Den stundenlangen Unterbruch der Reise nutzte der geduldige Pädagoge Husmann, um den SS-General endgültig zum Frieden zu überreden. Max Waibel knüpfte Kontakte zu den Alliierten. Drei Tage nach seiner ersten Begegnung mit Parrilli empfing er auf Dorenbach seinen Freund Allen Dulles, der in Bern das Schweizer Büro des US-Geheimdienstes OSS leitete; bei Forelle K:\Progetto Sunrise'05\1documentazione2\Doc.Deutsch\SüddeutscheZeitung-A.Capus-04.03.13.doc und Weißwein erklärte er dem misstrauischen Amerikaner, dass der Krieg in Italien vielleicht nicht bis zum bitteren Ende geführt werden müsse. Dulles argwöhnte, dass Parrilli nur ein Werkzeug Hitlers sei, versprach Waibel aber, sich in die Verhandlungen einzuschalten, sobald tatsächlich eine Kapitulation in Aussicht stehe. Von da an war Waibels Dorenbach das Zentrum der Verschwörung für den Frieden. Mal gingen britische und amerikanische Unterhändler ein und aus, mal saßen hohe Führer von SS und Wehrmacht auf der Terrasse des Herrenhauses, warteten auf Nachricht aus dem gegnerischen Lager und spielten zum Zeitvertreib mit Waibels Kindern. Kriegstag um Kriegstag verging. Mal schien der Waffenstillstand greifbar nahe, dann wieder ganz unmöglich. Mal waren es die Alliierten, die aus Misstrauen die Verhandlungen abbrachen, dann waren es die Deutschen, die sich aus Treue zum Führer zurückzogen. Und immer wieder waren es Husmann, Parrilli und Waibel, die mit beharrlicher Offenheit und mit List und Tücke, die Parteien zurück an den Verhandlungstisch zwangen. “Während in Oberitalien der Kampf mit den Waffen erbittert weitertobte und sich steigerte, rangen wir in Luzern mit der ganzen Kraft unserer Seele, unseres Geistes und unserer Herzen um die Beendigung des Krieges“, schrieb Max Waibel. „Als Offizier wusste ich, was hinter jeder alliierten Siegesmeldung für blutige Opfer standen: Am 23. April wurde der Po erreicht und die Brückenköpfe über den Strom geschlagen. Einen Tag später stieß die fünfte US-Armee bei Ferrara über den Po vor. La Spezia fiel am gleichen Tage. Aufstand der Widerstandsbewegung in ganz Oberitalien.“ Am 27. April endlich traf in Luzern die erlösende Nachricht ein: Sir Alexander, britischer Feldmarschall und Oberbefehlshaber der alliierten Truppen im Mittelmeerraum, bat Max Waibel, zwei deutsche Parlamentäre zur Unterzeichnung der Kapitulation ins alliierte Hauptquartier nach Caserta zu geleiten. Und zwei Tage später, an Waibels 44. Geburtstag, legten um 12 Uhr mittags eine Million Soldaten die Waffen nieder. Im königlichen Palast von Caserta feierte am Abend Feldmarschall Sir Alexander den Sieg mit seinen engsten Mitarbeitern. Max Waibel war als sein persönlicher Gast dabei. „Als ich ihn zu seinem größten Sieg und Tag seines Soldatenlebens beglückwünschte, gedachte der Feldherr in ehrenden Worten der Schweiz und dankte mir für die wertvolle Hilfe, die wir zur Abkürzung des Krieges und damit zur Verhinderung von weiterem Blutvergießen und Zerstörungen geleistet hatten.“ Ungefähr zur gleichen Zeit sagte in London Winston Churchill vor dem Unterhaus: „In der Geschichte des Krieges steht diese Kapitulation einzig da, durch die neben einer riesigen Armee, die aus dem Feldzug ausscheidet, ein außerordentlich weites und höchst wichtiges Gebiet befreit wird. Diese Kapitulation wird sich zweifellos günstig auf den Gang der weiteren Ereignisse auswirken.“ Laut Aussagen alliierter Experten hat Max Waibels Aktion den Krieg in Europa um sechs bis acht Wochen verkürzt, Oberitalien vor der Zerstörung bewahrt und Zehntausende von Menschenleben gerettet. Aber die offizielle Schweiz dankte Waibel seine Courage nicht. Der Bundesrat erteilte ihm am 14. Oktober 1946 einen Verweis, weil er seine Vorgesetzten nicht informiert und die schweizerische Neutralität verletzt hatte. Die Aktion sei „ein zielbewusster Eingriff in die deutsche Kriegsführung, mit dem Zwecke, sie so zu schwächen, dass sie den Kampf aufgeben müsse. Das war ganz K:\Progetto Sunrise'05\1documentazione2\Doc.Deutsch\SüddeutscheZeitung-A.Capus-04.03.13.doc sicher (.) eine feindselige Handlung gegen einen Kriegführenden, vorbereitet und durchgeführt vom Gebiete der Schweiz aus. Es ist ohne jeden Zweifel eine Neutralitätsverletzung im Sinne des Art. 1 der Verordnung vom 14. April 1939.“ Von einer Strafe sah die Landesregierung ab. Um aber das Ansehen der schweizerischen Neutralität zu schützen, wurde Max Waibel verboten, seine Erinnerungen in Buchform zu publizieren. Waibel konnte seine militärische Laufbahn fortsetzen. 1948 wurde er zum Oberst befördert, 1954 zum Oberstdivisionär und Waffenchef der Infanterie. Aber seiner Überzeugung, „dass Verantwortungsbewusstsein und Initiative des Einzelnen entscheidenden Anteil haben müssen, wenn der Geist wahrer Freiheit lebendig und schöpferisch bleiben soll“, blieb er zeitlebens treu; und als zu Beginn der sechziger Jahre die Schweizer Armee Atomwaffen und 100 Mirage-Kampfflugzeuge anschaffen wollte, gehörte er zu den besonnenen Mahnern. Zwar sollte die Geschichte Waibel auch diesmal recht geben; auf die Atombewaffnung verzichtete die Schweiz schon 1963, und ein Jahr später mündete das Flugzeug-Projekt wegen explodierender Kosten in den Mirage-Skandal. Es scheint, dass die Armeespitze Waibel auch diesmal die Zivilcourage nicht verzieh; jedenfalls ging er 1966 pünktlich zum 65. Geburtstag in den Ruhestand - ungewöhnlich früh für einen Berufsoffizier. Er zog sich zurück auf Dorenbach, unternahm Ausritte mit seinem Pferd, besuchte Kunstausstellungen und nahm an Fuchsjagden teil. An einem dieser gesellschaftlichen Anlässe muss er den Mann kennengelernt haben, der ihn schließlich ins Grab brachte. Ein schillernder Privatbankier namens Ernst Brunner, der es nach 1945 zum Millionär gebracht hatte, indem er das kriegsversehrte Europa mit Penicillin versorgte, bot ihm das Verwaltungsratspräsidium seiner Bank an. Waibel nahm an. Die Bank offerierte märchenhafte Zinsen von zwölf, fünfzehn und achtzehn Prozent, krachte an Weihnachten 1970 zusammen und hinterließ ein Finanzloch von 20 Millionen Franken. Darauf gab Bankier Ernst Brunner in seiner Villa „Anna-Maria“ eine letzte rauschende Party für die gesamte Luzerner Provinzprominenz, und nachts um zwei Uhr, als die letzten Gäste gegangen waren, schluckte er eine Kapsel Zyankali. Max Waibel, der gutgläubig einen Teil seines eigenen Geldes und 1,5 Millionen Franken einer gemeinnützigen Stiftung in die Bank gesteckt hatte, stand jetzt allein in der Verantwortung gegenüber Tausenden von geprellten Kleinsparern. Als klar wurde, dass die Bank nicht zu retten war, tat er, was sein Ehrgefühl und soldatisches Empfinden ihm befahlen. Er ritt am 20. Januar 1971 ein letztes Mal aus in die verschneiten Wälder um Dorenbach. Dann brachte er sein Pferd in den Stall, legte im Entree des Herrenhauses seine persönlichen Effekten ab, rief „Jetz han i gnue!“, ging zu Fuß zurück zum Waldrand am Dietschiberg und setzte seinem Leben mit der Dienstpistole ein Ende. LITERATUR: Max Waibel: 1945 - Kapitulation in Norditalien. Originalbericht des Vermittlers. Basel 1981. Alex Capus ist Schriftsteller und lebt in Olten. Zuletzt erschien von ihm der Roman „Glaubst du, dass es Liebe war?“ K:\Progetto Sunrise'05\1documentazione2\Doc.Deutsch\SüddeutscheZeitung-A.Capus-04.03.13.doc

Source: http://www.originalez.joomlafree.it/docs/S%C3%BCddeutscheZeitung-A.Capus-04.03.13.pdf

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