Prof. Dr. med. Franz Recker, Chefarzt Urologie Aarau Prof. Dr. med. Thomas Gasser, Chefarzt Urologie Kantonsspital Liestal
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart des Mannes und kann die Lebensqualität einschränken und sogar tödlich sein
Prostatakrebs kann diagnostiziert werden bevor es zu Beschwerden kommt. Nur frühzeitig entdeckter Prostatakrebs ist heilbar. Umgekehrt muss aber nicht jeder
frühzeitig entdeckte Krebs behandelt werden, da es auch ausgesprochen langsam wachsende Tumoren gibt, die nicht zum Tode führen. Die Blutuntersuchung eines Eiweisses (PSA = prostataspezifisches Antigen), das nur von der Prostata ausgeschieden werden kann, kann bei Erhöhung auf einen Tumor
hinweisen (ca. 1 von 4 Fällen). Es kann aber auch bei gutartigen Veränderungen (z.B. Entzündungen, gutartige Prostata Vergrösserung) erhöht sein. Die Erhöhung stellt somit nur ein Warnsignal dar. Das heisst bei erhöhtem PSA Wert braucht es
weitere diagnostische Schritte, um einen Tumor auszuschliessen. Lohnt sich ein PSA Test?
Vorteile • Ein normales Testergebnis kann beruhigend sein, insbesondere bei familiärer
• Bei sehr niedrigen Werten können die Kontrollintervalle bis auf 6-8 Jahre
• Der Test kann einen frühzeitigen Hinweis auf eine Krebserkrankung geben. Die
Beschwerden beim Wasserlösen sind meist nicht durch Krebs verursacht.
• Krebs kann mit dem Test bereits in einem frühen Stadium erkannt werden, wenn
er für Behandlungen besser zugänglich ist.
• Bei erfolgreicher Behandlung lassen sich die schlimmsten Folgen einer
fortgeschrittenen Krebserkrankung, einschliesslich Tod, vermeiden.
• Auch wenn der Krebs bereits fortgeschritten und die Behandlung weniger
erfolgreich ist, überleben Betroffene normalerweise länger.
Nachteile • Wenn keine Krebserkrankung vorliegt, kann der Test eine unnötige Belastung
darstellen und unnötige Folgeuntersuchungen nach sich ziehen.
• Anhand des PSA Tests alleine kann im Falle des Vorliegens eines Tumors nicht
zwischen langsam und schnell wachsenden Tumoren unterschieden werden. Dazu sind u.a. Gewebebefunde notwendig.
• Es kann belastend sein zu wissen, dass ein langsam wachsender Tumor vorliegt,
obwohl dieser möglicherweise niemals Symptome verursachen wird und die Lebenszeit nicht verkürzt.
• Findet sich ein behandlungswürdiger aggressiver Tumor, so kann die Therapie
(Operation oder Strahlentherapie) mit Nebenwirkungen verbunden sein. Bei der Operation sind diese abhängig vom Zeitpunkt der Diagnose und der Erfahrung
des Operateurs. CA. 20-60% der operierten Patienten benötigen Viagra, Cialis, Levitra, Vavanza oder Caverject, um eine taugliche Erektion für den
Geschlechtsverkehr zu haben. Ca. 5% leiden unter Urinverlust. Auch dies ist therapierbar.
Zusammenfassende Empfehlungen:
Der PSA Test eignet sich für den Mann, der auch die Nebenwirkungen bei einer allfällig notwendigen Therapie akzeptieren würde. Wird durch die weitere Diagnostik Krebs festgestellt, ist es nicht notwendig jeden Krebs zu behandeln. Der Aggressivere
kann jedoch durch frühzeitige Behandlung eine wesentlich bessere Prognose, bzw. Heilung haben. Entscheidet sich ein Mann für die Vorsorgeuntersuchung, ist Folgendes zu beachten:
o Ohne familiäre Vorbelastung: 50-70 Jahre o Mit familiärer Vorbelastung: 45-70 Jahre (Lebenserwartung 10 Jahre) o PSA Test empfiehlt sich bei einer Lebenserwartung von über 10 Jahren
o Ab PSA >3,0 ng/ml bzw. Einsatz der ERSPC Risikokalkulatoren
Bei einem bösartigen Befund in der Gewebsprobe gilt:
o Ca. ein Drittel der bösartigen Tumore sind als klinisch nicht relevant zu
o Dem Urologen stehen spezifische Kalkulatoren (ERSPC-Kalkulatoren)
zur Verfügung welche bei der aktiven Beobachtung helfen („Active Surveillance“ Strategie)
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